Bildvortrag für alle 9. Klassen
Diese Woche besuchte Siegfried Wittenburg das KGB und hielt einen Vortrag vor den 9. Klassen in der Kuhle.
Wittenburg, selbst in der DDR aufgewachsen und leidenschaftlicher Fotograf, konnte mit seinen Bildern aufzeigen, dass Systemkritik mit dem Medium Foto möglich war. Die Sprache der Fotografie war eine Möglichkeit der freien Meinungsäußerung, da in den Bildern die Widersprüche des Systems aufgezeigt werden konnten. Die Bilder waren – anders als Worte – die Realität.
Auf dem hier gezeigten Foto sieht man eine Menschenschlange, die vor einem Laden ansteht, in dem Knoblauch geliefert wurde, was nur sehr selten passierte. Geradezu paradox dazu die Parole über dem Geschäft, in der von „Stärke des Sozialismus“ gesprochen wird.
Anhand seiner Fotos zeigte er, dass er als Bürger der DDR von klein auf nur belogen wurde. So wurde im Geschichtsunterricht von der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ 1917 gesprochen, die Wirklichkeit („Roter Terror“ und Millionen Tote) aber nie erwähnt.
Später war ein Bekannter von ihm Volkskammerabgeordneter. Als er ihn fragte, ob er schon mal gegen einen Gesetzesentwurf gestimmt habe, antwortete dieser, dass er doch nicht lebensmüde sei. Ein sehr eindrückliches Beispiel der Scheindemokratie. Passend dazu präsentierte Herr Wittenburg den Schülerinnen und Schüler ein Zitat Ulbrichts von 1945: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“
Die SED beanspruchte 70% des gesamten Papierkontingents der DDR für sich, alle kamen mit der Propaganda in Kontakt.
Herr Wittenburg wurde wegen seiner Fotos von der Staatssicherheit beobachtet und lebte ständig mit einem Gefühl der Bevormundung. So wurde zum Beispiel seine Post geöffnet und kontrolliert. Nach dem Mauerfall erhielt er in der Gauck-Behörde Einsicht in seine Stasi-Akte.
Den Schülerinnen und Schüler gab Wittenburg am Ende seines Vortrags mit, dass die einzige Möglichkeit die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, Bildung sei.
Aurélie Stirnal