Die Schülerinnen und Schüler staunen nicht schlecht, als plötzlich Marek in den Klassenraum stürmt. Graue Jeans, weißes T-Shirt, lässig ein offenes Jeanshemd darüber. Seinen schwarzen Rucksack lässt er in die Ecke plumpsen. „Gregor“, ruft er, „Gregor, jetzt komm doch endlich.“ Dann erscheint Gregor: schwarzer Kapuzenpulli, dunkle Jeans. Er zieht eine große Lautsprecherbox hinter sich her, schließt sie an den Strom an und holt etwas aus Mareks Rucksack, das wie ein kleines Mischpult aussieht. Und fertig ist sie, die Kulisse für das Klassenzimmerstück „Prinzenpack“. Mehr brauchen die beiden Schauspieler Andre Grave (Marek) und Quintus Hummel (Gregor) vom monsun.theater in Hamburg nicht. Sie begeistern auch ohne Schminke, aufwändige Kostümierung oder Bühnenbilder. Denn sie spielen ihre Rollen authentisch, energiegeladen und ziehen mit ihrer ungewöhnlichen Geschichte das junge Publikum 45 Minuten lang in ihren Bann. Wobei – so ungewöhnlich ist die Geschichte von zwei Jungs gar nicht, die sich im Fitnessstudio kennenlernen und trotz der Widrigkeiten des Lebens (Mareks erzkatholische Mutter, Gregors heterosexuelle Beziehung – die lediglich als Bilder unter der Dokumentenkamera erscheinen) ein Paar werden. Denn: Was ist schon normal? Am Ende kommt es doch einfach nur darauf an, dass man liebt. Wen, ist ja eigentlich egal. Den Schülerinnen und Schülern erzählen die beiden Jungs, wie das alles so war, damals, vor drei Monaten, als sie zusammengekommen sind. Und sie zeigen, dass ein Kuss unter Männern etwas ganz Normales ist. Denn Gregor und Marek haben beschlossen, dass sie raus wollen aus der Verteidigungshaltung, rein in die Offensive. Und das zweite „Coming out“ im Klassenzimmer gelingt! Mit Musik. Mit ihrem Selbstbewusstsein, ihrem Humor und ihrer leicht durchgedrehten Art gewinnen die beiden ihre jungen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Am Ende, wenn sie aus ihren Rollen schlüpfen und wieder zu Andre und Quintus werden, haben die Acht- und Neuntklässler die Möglichkeit, ihr Feedback und ihre Fragen loszuwerden, über das Spiel an sich, aber auch über den Inhalt: Homosexualität, Rollenbilder, über Scham, Träume und das Leben.
Zwei Vorhabentage in zwei unterschiedlichen Klassenstufen, die für die meisten eine neue Welt eröffnet haben und sicherlich noch länger in den Köpfen und Auffassungen nachhallen werden.
Wer mehr über das Stück und das Theater erfahren möchte, folgt diesem Link: theater-hamburg.org/de_DE/spielplan/prinzenpack.15941012
(Beitragsfoto: Michael Müller)