Musik vom anderen Ende des Planeten – Exkursion der 9a an die Elbphilharmonie

„Immer abwechselnd 3-5 und dann 2-6“, erklärt Dr. Ulli Götte gerade einem Schüler und tippt mit den Fingern abwechselnd auf vier verschiedene Kesselgongs, die in einer reich verzierten Konstruktion aus Holz hängen; das Instrument wirkt gleichzeitig eindrucksvoll und irgendwie zerbrechlich. Während er das Pattern ein paar Mal auf diesem Instrument, das gonang genannt wird, zeigt, schlagen an anderer Stelle kleine Metallhämmer unermüdlich auf Klangplatten aus Metall. Die Schülerinnen und Schüler der 9a üben fleißig ihre Stimmen ein, denn sie wissen, dass die andere Hälfte der Klasse bald durch die Tür eintreten wird, um das Konzert zu hören, und dann muss jeder Ton sitzen. Aber fangen wir besser von vorne an:

Ulli Götte erklärt ein Pattern auf dem gonang.

Die 9a machte sich am 22.5. zusammen mit Herrn Knarr und Herrn Gensch auf nach Hamburg, um eine bis dato gänzlich fremde Musik im Selbstversuch besser kennenzulernen. Man nennt die Musik beziehungsweise das Ensemble, das sie spielt, Gamelan undi hre Herkunft liegt auf Java, Bali sowie den restlichen Sunda-Inseln in Indonesien. In einem vierstündigen Workshop eröffneten Dr. Ulli Götte und zwei musikpädagogische Fachkräfte der Elbphilharmonie uns die Welt der spannenden Instrumente aus Holz und Metall. Zwei Werkstattkonzerte rundeten jeweils die Hälften des Workshops ab.

Im Mittelpunkt stand das eigene Erleben des Klanges dieses einzigartigen Ensembles, denn nicht nur die Instrumente sind hierzulande größtenteils unbekannt, sondern auch das komplette tonale System. Das kann man zwar versuchen, mithilfe komplizierter Analysen mit „unserem“ zwölftönigen Notensystem zu vergleichen, aber sinn- und wirkungsvoller ist es, sich dem Klang einfach einmal selbst auszusetzen.

Die Schülerinnen und Schüler der 9a üben konzentriert ihre Stimmen.

Exkurs: Wie geht eigentlich Gamelan?

Um trotzdem kurz zu zeigen, wie anders die musikalische Welt des Gamelan ist als das, was man hierzulande kennt, sei hier als Beispiel ein Aspekt der Intonation erwähnt. „Intonation“ in der Musik bezeichnet die Feinjustierung von Tonhöhe. Wenn in einem Orchester beispielsweise mehrere Geigen zusammenspielen, müssen sie sehr exakt die richtigen Tonhöhen auf ihrem Griffbrett treffen (man sagt: „sauber intonieren“), damit der resultierende Gesamtklang keine Schwebungen aufgrund der unterschiedlich schnell schwingenden Frequenzen enthält. Gelingt das nicht so gut, nehmen wir den Ton unter Umständen als „schief“ oder „unsauber“ wahr. Bei Gamelan hingegen sind solche Frequenzdifferenzen nicht nur erwünscht, sie machen einen guten Klang sogar erst aus. Daher spielen bei Gamelan immer mindestens zwei Instrumente den gleichen Ton, die aber ganz leicht gegeneinander verstimmt sind. Hörprobe gefällig? Hier sind drei Töne hintereinander zu hören: Erst ein Ton auf einem saron (Metallophon). Dann der gleiche Ton auf einem zweiten saron. Als drittes hören wir beide Instrumente zusammen.

Und siehe da: Der Ton „schwingt!“. Hierzulande würden manche vielleicht sagen: „Das klingt etwas unsauber…“. Für Gamelan gilt aber: „Dieser Klang ist lebendig!“

Wie man sieht, ist das Erklären eines so anderen musikalischen Systems in Textform nicht immer unbedingt praktisch. Umso schöner, dass bei diesem Workshop wenig Zeit auf theoretische Überlegungen und ganz viel Zeit für das gemeinsame Musizieren investiert wurde: Das Gefühl, auf einem Sitzkissen umgeben von mächtigen Gongs (die gehen richtig in die Magengrube), zarten slenthem und den restlichen Instrumenten des Ensembles im Gesamtklang aufzugehen, kann man eh nicht beschreiben, das muss man erleben.

Sehr beliebt: Die hängenden Gongs mit dem mächtigen Sound!

Zum Abschluss: Musik!

Für das eigene Erleben der ausdauernden Leserinnen und Leser gibt es noch drei Performances aus dem Abschlusskonzert der 9a. Bei den ersten beiden handelt es sich um traditionelle Kompositionen, das dritte ist eine improvisierte Eigenkomposition der Schülerinnen und Schüler. Ein herzlicher Dank geht an Dr. Ulli Götte und das Team der Elbphilharmonie, die uns einen informativen, nie langweiligen und musikalisch extrem bereichernden Vormittag an der „Elphi“ beschert haben. Viel Vergnügen beim Zuhören wünscht

-Kn