KGB Toolbox – Methoden für eigenständiges Arbeiten
Arbeitsbereich: Analysieren und Interpretieren
Rollenbiografie
Eine Rollenbiographie hilft dir, dich in eine Figur hineinzuversetzen, um ihre Gedanken, Gefühle und ihre Handlungen dadurch besser verstehen und deuten (interpretieren) zu können.
Eine Rollenbiografie schreibt man meistens auf der Grundlage von Texten. Diese können Dramen, Romane oder auch kürzere Prosatexte sein.
- Lies dir die Textstellen zu deiner Figur gründlich durch und versuche, dich in deine Figur einzufühlen und hineinzudenken.
- olgende Fragen können dir zum Beispiel dabei helfen:
– Zur Person: Was ist das Besondere an dir? Wen oder was magst du? Wer oder was ist dir zuwider?
– Zu den Lebensverhältnissen: Wo lebst du? Hältst du dich gerne dort auf? Wer lebt mit dir? …
– Zur Familie: Hast du einen Partner? Was macht ihr gemeinsam? Wie ist eure materielle Situation?
– Zum Selbstbild: Wie siehst du dich selbst? Hast du Probleme, Ängste, Träume? Wie gehst du damit um? - Viele Fragen kannst du nicht direkt aus dem Text beantworten, doch alles, was du schreibst, muss zu der Figur passen und am Text belegbar sein.
Ganz wichtig ist, dass du in der Ich-Form und in einem zusammenhängenden Text (keine Stichworte) schreibst.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit einer Rollenbiographie zu arbeiten, zum Beispiel:
- Führen von Interviews
- Finden einer Haltung oder Geste
- Einbringen in ein Standbild.
Oft ist eine Rollenbiografie auch Grundlage für die schriftliche Interpretation eines Textes
Standbild
In einem Standbild werden Beziehungen zwischen Personen deutlich. Körperhaltung und Mimik spiegeln Gefühle und Charakter einer Person. Mit Hilfe von Standbildern kann man Texte jeder Art interpretieren.
Vorbereitung
In der Vorbereitungszeit werden festgelegt:
- die Zahl der benötigten Figuren
- der / die Regisseur(e) („Bildhauer“)
Die Regisseure beschließen, wie die Figuren im Raum aufgestellt werden sollen. Die einzelnen Figuren werden (durch Ansagen bzw. Vormachen) modelliert (Gestik, Mimik, Körperhaltung)
Präsentation
Das Standbild wird vorgeführt, indem die Figuren aufgebaut werden.
Dabei halten die Zuschauer ihre Augen geschlossen.
Mit den Kommandos „freeze“ für die Darsteller, die ihre geübte Position eingenommen haben, und „Augen auf!“ für die Zuschauer beginnt die Präsentation.
Auswertung
Die Zuschauer betrachten das Bild von allen Seiten (gehen leise umher) und beschreiben: „Was seht ihr?“
Erst dann wird gedeutet: „Was lässt sich aus dem Bild ableiten? Wer sind die dargestellten Personen? Welche Gedanken, Gefühle, Beziehungen werden deutlich?“
Die Regisseure ergänzen, berichtigen wenn nötig.
Die Darsteller äußern sich: Welche Probleme, Fragen tauchten bei der Vorbereitung auf? Wie fühlten sie sich in ihrer Rolle? Wurden sie richtig von den Zuschauern eingeordnet?
Rollenspiel
Im Rollenspiel schlüpfst du in die Haut einer anderen Person und gestaltest eine vorgegebene Situation in spielerischer Art und Weise vor der Klasse. Das Rollenspiel besteht aus (1) einer Vorbereitungsphase, (2) dem eigentlichen Spiel und (3) der Besprechung des Spiels.
- Vorbereitungsphase
– Finde deine Gruppenmitglieder. Besprecht gemeinsam den weiteren Ablauf.
– Verteilt die Rollen und sprecht euch ab, wie ihr euch in der Rolle verhalten wollt.
– Plant den Ablauf eurer Spielszene und schreibt den gesamten Dialogtext oder Stichworte auf. - Spielphase
– Übt das Rollenspiel ohne laut zu werden und andere zu stören
– Probt den genauen Ablauf.
– Besprecht, was ihr verbessern könnt .
– Achtet dabei auf die vereinbarte Zeit.
– Führt eure Szene auf. - Besprechungsphase
– Schaut euch alle Ergebnisse genau an und macht euch Notizen
– Wertet nach vorgegebenen Kriterien aus: Inwiefern waren die Darstellungen glaubhaft? Was habe ich über die Situation gelernt? Was hätte man noch verbessern können?
Filmanalyse
Die Filmanalyse untersucht – wie die Textinterpretation – die Beziehung zwischen Form und Inhalt.
Zentralen Fragen sind: Wie ist der Film gestaltet und warum ist er so und nicht anders gedreht worden? – Welches Ziel verfolgt der Regisseur mit dieser Art der Darstellung?
Grundsätzliches:
Um die „Sprache des Films“ zu entschlüsseln, muss man das entsprechende Vokabular kennen. Lege dir ein Vokabelverzeichnis an! – Vergleiche auch „Sprache des Films“, AB 1 und 2!
Vorgehen bei der Analyse eines (Dokumentar-) Films:
- Thema und Inhalt des Films erfassen Schau dir den Film mindesten einmal aufmerksam an und mache dir anschließend Notizen. Schreibe auch auf, von wem und wann der Film produziert worden ist.
- Schwerpunkte finden Welche inhaltlichen Schwerpunkte hat der Film? Wie wird dir, dem Zuschauer, das deutlich gemacht?
- Einen Filmausschnitt analysieren Untersuche eine Sequenz aus dem Film genauer, indem du mit Hilfe eines Beurteilungsbogens die folgenden filmischen Mittel protokollierst:
– wichtige Bildmotive / Bildinhalte
– Kamera – Einstellung
– Kamera – Perspektive
– Musik / Geräusche / tontechnische Effekte / gesprochener Text
– Schnitt
– Umgang mit „Zeit“: Verhältnis von Zeit und Zeit im Film, Rückblenden…
– Personen und Beziehungen charakterisieren (Standbilder untersuchen!)
– Konflikte aufzeigen und Lösungen vorstellen
– Metaphern, Motive, Zeichen etc. in Beziehung zur Thematik setzen
Untersuche das Zusammenspiel dieser Mittel und versuche, ihre Funktion im Hinblick auf die in Schritt 1 und 2 formulierten Aspekte zu finden. - Wertungen untersuchen, eigene Meinung formulierenPrüfe, inwiefern durch den Einsatz der filmischen Gestaltungsmittel Wertungen getroffen werden (bleibt der Regisseur ein „neutraler“ Beobachter? Oder gilt seine Sympathie einer Figur?)
Bewerte den Film, formuliere deine Meinung möglichst differenziert.
Bei Dokumentarfilmen: Achte darauf, ob bzw. wie der Kommentar die Bildaussagen unterstützt, abschwächt oder infrage stellt.Funktioniert der Film als Zeuge, Berichterstatter, Ankläger, Agitator …?Vergleiche den Film mit weiteren, die das Thema behandeln und zur gleichen Zeit entstanden sind. Wo gibt es Übereinstimmungen, wo Unterschiede? Welche Erklärung findest du dafür?
Karikaturen auswerten
Die Karikatur (caricare = überladen) möchte als Spottbild Personen und Ereignisse lächerlich machen, indem sie übertrieben und parteilich auf Schwächen, öffentliche Missstände und Probleme hinweist und zum Nachdenken und Diskutieren anregt.
Um eine Karikatur auszuwerten, bieten sich folgende Arbeitsschritte an:
- Nach kurzer Betrachtung erste Eindrücke notieren
- Folgende Fragen klären / beantworten:
– Wann ist die Karikatur entstanden? (Eventuell geschichtliche Einordnung)
– Worum geht es inhaltlich? (Personen , Gegenstände und deren situativer Bezug, bekannte Motive finden)
– Was will der Künstler zum Ausdruck bringen? (symbolische Bedeutung der Gegenstände und Personen)
– Worin besteht die Übertreibung?
– Wer wird verspottet?
– Für wen oder was wird Partei ergriffen?
– Wird eine berechtigte Kritik ausgesprochen? - Ein eigenes Urteil bilden, Stellung beziehen.
Diagramme auswerten
Diagramme begegnen dir in vielen Fächern. Du lernst hier, wie man ein Diagramm vollständig auswertet.
- Formales
– Titel oder Überschrift nennen
– Art der Darstellung (z. B. Linien-, Kreis- oder Säulendiagramm) erwähnen
– Quelle, Jahr und Raum/Ort angeben - Beschreibung
– Achseneinteilung und -bezeichnung, Art der verwendeten Zahlen (z. B. ob Prozent- oder Dezimalangaben) beschreiben
– Maximal- und Minimalwerte angeben
– grundlegende Aussagen und Zusammenhänge des Diagramms oder der Tabelle formulieren
– Trend bzw. Tendenzen vermuten (soweit erkennbar) - Zusammenfassung
– die Kernaussage des Diagramms festhalten
– Begründen wichtiger Zusammenhänge oder Tendenzen (soweit möglich) - „Schummeln und Tricksen mit Diagrammen“
– Darstellungsform und getroffene Aussagen kritisch überprüfen
– Wertung: Übereinstimmung von Thema und Darstellungsform (Sachverhalt verdeutlicht oder verzerrt)
Tabellen auswerten
Tabellen begegnen dir in vielen Fächern. Du lernst hier, wie man eine Tabelle vollständig auswertet.
- Formales
– Titel oder Überschrift nennen
– Quelle, Jahr und Raum/Ort angeben - Beschreibung
– Tabellenkopf, Art der verwendeten Zahlen (z. B. ob Prozent- oder Dezimalangaben) beschreiben
– Maximal- und Minimalwerte angeben
– grundlegende Aussagen und Zusammenhänge der Tabelle formulieren
– Trend bzw. Tendenzen vermuten (soweit erkennbar) - Zusammenfassung
– die Kernaussage der Tabelle festhalten
– Begründen wichtiger Zusammenhänge oder Tendenzen (soweit möglich) - „Schummeln und Tricksen mit Tabellen“
– Darstellungsform und getroffene Aussagen kritisch überprüfen
– Wertung: Übereinstimmung von Thema und Darstellungsform (Sachverhalt verdeutlicht oder verzerrt)
Gruppenpuzzle
Diese Methode ist eine Lernform, bei der die Teilnehmer in Expertengruppen verschiedene Themenerarbeiten. Diese Themen vermitteln sie in neu zusammengesetzten Gruppen (Stammgruppen) ihren Mitschülern.
Schritt 1: Einarbeitung und Verteilung der Themen (Stammgruppen)
Die Schüler sitzen in Stammgruppen zusammen und verteilen die einzelnen Themenbereiche. Beispiel: Thema = Wirbeltiere; Themenbereiche = Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische.
Schritt 2: Erarbeitung in Expertengruppen
Die Gruppen werden neu zusammengesetzt: Die jeweiligen Experten tauschen sich über ihr Thema aus, klären Verständnisschwierigkeiten, bearbeiten Aufgaben etc. Sie überlegen, wie sie ihr Thema gut an die anderen weitergeben können. Am Ende dieser Arbeitsphase müssen alle Experten ihr Thema so gut beherrschen, dass sie es ihren Mitschülern in den Stammgruppen erklären können.
Schritt 3: Vermittlung (Stammgruppen)
Die Experten gehen zurück in ihre Stammgruppe, geben ihr Wissen nacheinander an die übrigen Gruppenmitglieder weiter und beantworten Fragen.
Schritte 4 und 5: Überprüfung und Auswertung
Überprüfung des Wissens (z.B. durch Aufgaben oder Fragen durch die Lehrkraft).Auswertung: Wie haben die Gruppen gearbeitet? Welche Konsequenzen sollen für spätere Gruppenarbeiten verabredet werden?