Von Oktober 2020 bis Mai 2021 hatten Bargteheide und das Kopernikus Gymnasium Besuch aus Kanada. Die Fremdsprachenassistentin Pratyusha Akunuri aus Toronto verbrachte acht Monate in Deutschland und begleitete verschiedene Klassen sowohl im Präsenzunterricht als auch im Homeschooling.

Aus gegebenem Anlass haben Georgia Ellis und Helen Smith aus dem Sprachprofil des 11. Jahrgangs die Gelegenheit genutzt, Pratyusha einige Fragen zu ihren Erfahrungen zu stellen, die sie während ihres Aufenthaltes unter diesen ungewöhnlichen Umständen gemacht hat.

G: Was hat dir an deiner Zeit in Deutschland am meisten gefallen?

P: Auf jeden Fall die Bäckereien. Ich mag Brot sehr gerne und in Deutschland ist die Auswahl einfach viel größer als in Kanada. Außerdem liebe ich Marzipan. Jedes Mal, wenn ich in eine Bäckerei gehe, schaue ich, was man kaufen kann, das Marzipan enthält. Meine Gastfamilie hat mir zum Geburtstag einen Kuchen gebacken, der komplett mit Marzipan überzogen war. Es war der beste Geburtstagskuchen, den ich je hatte. Insgesamt ist die Auswahl an Lebensmitteln in deutschen Läden einfach unglaublich.

H: Bevor du nach Deutschland gekommen bist, hattest du Erwartungen oder dir vielleicht sogar Sorgen vor deinem Aufenthalt hier gemacht? Wurden diese erfüllt oder gab es ein paar Überraschungen?

P: Ich halte es immer für besser, ohne Erwartungen an einen fremden Ort zu reisen. Ich bin lieber unvoreingenommen und offen- was auch immer passiert, passiert. Als ich mich bei der Organisation beworben habe, konnte man einen Ort angeben, den man am bevorzugt besuchen würde. Ich habe die Linie nicht ausgefüllt, ich habe mich lieber überraschen lassen. Sonst hätte ich nie Bargteheide kennengelernt.

Was Sorgen angeht- Da gab es natürlich den Corona Virus. Als ich hergekommen bin, hatte ich geplant, mich für Kurse in der Universität Hamburg einzuschreiben oder an kreativen Aktivitäten in der Umgebung teilzunehmen, aber das war leider nicht möglich. Ich habe also nur Leute in der Schule und meine Gastfamilie kennengelernt, was aber auch toll war.

G: Meine nächste Frage- die uns alle ziemlich interessiert- ist, ob du die erste Zeit hier als „Kulturschock“ empfunden hast. Gibt es da spezielle Dinge, die dir in Deutschland besonders aufgefallen sind, vergleichbar mit dem „Bisous“ aus Frankreich zum Beispiel?

P: Ja, tatsächlich gibt es da ein paar Sachen. Mir ist aufgefallen, dass in Kanada vieles entspannter gesehen wird, wie zum Beispiel im Pyjama einzukaufen. Dass die Leute im Pyjama aus dem Haus gehen, ist in Kanada ganz normal, während man hier sogar zuhause nicht im Pyjama bleibt.

Und noch etwas- wie man hier Besteck benutzt. Normalerweise benutze ich nur die Gabel. Mit der linken Hand zerschneide ich das Essen- ja, auch mit der Gabel- dann nehme ich sie in die Rechte und esse. Seitdem ich hier bin, versuche ich aber, mir anzugewöhnen, die Gabel links zu behalten und ein Messer zu benutzen.

H: Um nochmal aufs Thema Schule zu kommen- Gab es große Unterschiede im Verhalten von Schülern, wenn du in Klassen warst?

P: Nicht wirklich. Ich glaube, die Jüngeren waren etwas eingeschüchtert von meiner Redegeschwindigkeit. Ich kann zwar Deutsch verstehen und auch sprechen, aber die Lehrer haben mich gebeten, einfach so zu tun als könnte ich es nicht, gerade in den jüngeren Klassen. Sie wollten, dass die Schüler die Gelegenheit nutzen, mehr auf Englisch zu kommunizieren.

Die Art der Fragen, die mir gestellt wurden, hat je nach Alter variiert. Die Jüngeren haben nach meiner Lieblingsfarbe und -Superheld gefragt und die Älteren eher Fragen wie die, die ihr mir stellt.

G: Wie war es sprachlich für dich? Hast du einen Lieblingssatz oder ein Lieblingswort?

P: Ich habe mich auf jeden Fall verbessert. Am Anfang war es etwas beängstigend, ich hatte immer Angst in den Läden die Warteschlangen aufzuhalten weil ich langsam spreche, aber irgendwann wurde es dann einfach normal. Mein Lieblingswort ist „Handschuh“. Ich finde das Wort einfach genial!

H: Zum Thema Homeschooling- War es merkwürdig in den Videokonferenzen?

P: Es war in Ordnung, gar nicht so merkwürdig. Das Schlimmste war der Wechsel zwischen Präsenz und Homeschooling. Die Umstellung von Gewohnheit und Schlafrhythmus war schwierig, aber im Grunde waren beide Unterrichtsformen in Ordnung.

G: Hast du dir hier etwas angeeignet, das du vorher noch nicht so gut konntest, was du aber gut in Kanada anwenden kannst?

P: Definitiv Kochen. Ich habe hier gelernt, wie man einige deutsche Gerichte zubereitet und meine Gastfamilie hat mir zu Weihnachten ein deutsches Kochbuch geschenkt. Ich habe mich total gefreut. Ich suche mir jetzt regelmäßig ein Gericht daraus aus und koche es. Meine Gastmutter hilft mir auch manchmal, oft hat sie Tipps, wie man Gerichte noch verbessern kann und ich schreibe sie dann auf.

H: Ist ein Auslandsaufenthalt wie dieser eine Erfahrung, die du weiterempfehlen würdest?

P: Auf jeden Fall. Es ist gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber macht total Spaß. Ich habe schon an mehreren Austauschprogrammen teilgenommen und jedes war auf seine Weise fantastisch. Mein erstes war einen Monat lang und meine Eltern waren nervöser als ich, aber es hat mir so gut gefallen, dass ich mich im nächsten Jahr wieder angemeldet habe.

Das Beste an diesen Gelegenheiten sind die verschiedenen Menschen, die man trifft. Wenn man immer am selben Ort bleibt, trifft man auch nur dieselben Leute. Es muss nicht einmal ein Landeswechsel sein, eine andere Stadt macht auch schon einen großen Unterschied.

G: Würdest du gerne nochmal nach Deutschland oder sogar Bargteheide kommen?

P: Ja, vor allem, weil es mir durch die Pandemie nicht möglich war, viel zu tun und ich würde das gerne nachholen. Deutschland insgesamt- Ja, ich würde gerne Konstanz besuchen. Ich fand Deutschland schon immer cool, seit ich klein war, also ja, ich würde auf jeden Fall gerne nochmal herkommen.

Interview: Helen Smith & Georgia Ellis (11a, KGB) in Zusammenarbeit mit Pratyusha Akunuri, 06. Mai 2021; aus dem Englischen übersetzt