Im Rahmen der dialogP-Veranstaltung am 8.5. hatten die Klasse 9e und der WiPo-Kurs 10 von Frau Laatsch die Möglichkeit, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Zu dieser Veranstaltung bereiteten die Schülerinnen und Schüler vier Themen im Unterricht vor, über welche sie mit den Politikern an Thementischen diskutieren wollten.

Die Themen waren:

  • Sollten alle Schüler mit eigenen iPads als Arbeitsmittel ausgestattet werden?
  • Sollte das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen im Kieler Hafen verboten werden?
  • Sollten Unterzentren durch den Ausbau des ÖPNVs und durch neue Fahrradwege besser vernetzt und die Mobilitätswende damit weiter vorangetrieben werden?
  • Sollte es in Schleswig-Holstein gebührenfreie Kitaplätze geben?

Teilnehmende Politiker waren: Claus Christian Claussen (CDU), ehemaliger Schüler unserer Schule und ehemaliger Landesminister, Dr. Bernd Buchholz (FDP), ebenfalls ehemaliger Landesminister, Malte-Jannik Krüger (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Habersaat (SPD). Alle vier Politiker sind aktuell Abgeordnete des Schleswig-Holsteinischen Landtags.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Politiker wurden diese den Thementischen zugeteilt und hatten daraufhin 10 Minuten Zeit, mit den Schülern, die dieses Thema vorbereitet hatten, darüber zu diskutiert. In einer Art Speed Dating wurde so jedes Thema mit jedem Politiker einmal erörtert. Zum Abschluss wurde an jedem Tisch ein Resümee gezogen.

Die Diskussionen begannen im Regelfall mit Fragen der Lernenden an den jeweiligen Politiker, die als Eisbrecher dienen sollten. So wurde beispielsweise gefragt, ob diese für den Arbeitsweg das Auto oder den Nahverkehr nutzten. Relativ schnell war klar, in welchen Punkten die Schülerinnen und Schüler und die Politiker sich einig waren und in welchen Unstimmigkeiten bestanden. Auffällig war, dass die Mehrheit jeder Schülergruppen die Pro-Seite vertrat.

In den Fällen, in denen die Politiker den gleichen Handlungsbedarf wie die Schüler sahen, wurde direkt gemeinsam an konkreten Lösungsideen gearbeitet. In den Fällen, in denen die Politiker weniger oder einen anderen Handlungsbedarf sahen, versuchten sie zunächst, den Schülerinnen und Schülern die Schwierigkeiten hinsichtlich derer Forderungen oder Lösungsideen zu verdeutlichen. Dadurch wurden wichtige Zusammenhänge innerhalb der Wirtschaft hervorgehoben und somit die Komplexität solcher Streitfragen verdeutlicht, wie z.B., dass für einen Ausbau des Nahverkehrs auch genügend Personal sichergestellt werden müsse. Gleichzeitig wurden die Lösungsvorschläge einer realistischen Beurteilung unterzogen. In manchen Fällen könnte allerdings auch der Eindruck entstanden sein, dass die Größe der Probleme so stark betont wurde, dass dies eine Untätigkeit der Politik rechtfertigen könnte. Beispielsweise wurde seitens des CDU-Politikers Claussen erläutert, dass es schwierig sei, das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen im Hafen von Kiel zu verbieten. Dies hätte nämlich zur Folge, dass die Schiffe an anderer Stelle anlegen würden. Somit wäre das Problem nur verschoben und nicht gelöst. Malte Krüger lenkte die Diskussion in eine andere Richtung: Hier wurde eher versucht, die Auswirkungen des Problems möglichst gering zu halten, beispielsweise durch Einsparung von Emissionen.

Je nach Politiker nahm die Diskussion also einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Dabei spielte natürlich auch eine Rolle, bei welcher Partei der jeweilige Politiker Mitglied war. Durch die persönliche Begegnung mit den Politikern wurde aber auch deutlich, dass diese Politiker Menschen sind und nicht nur ferne Abgeordnete, die in einem Landtag sitzen – oder wie Frau Wrede es ausdrückte: „Als echte Menschen und nicht nur im Fernsehen”. Das hat zumindest für uns Politik noch einmal einmal sehr viel greifbarer und erlebbarer gemacht.

Auch die Interviews, die wir führen durften, haben uns politisches Engagement näher gebracht, unter anderem weil die Politiker deren Beweggründe, lohnenswerte und herausfordernde Aspekte der politische Aktivität und Gründe für ihre jeweilige Partei anführten.

Ein Punkt, in denen sich die Politiker einig waren, ist ihr (teils indirekter) Appell, sich selber politisch zu engagieren. Ein guter erster Schritt dafür sei etwa, Jugendorganisationen beizutreten oder öffentlichen Diskussionen von Politikern zuzuschauen. Auch einig waren sich die nach der Veranstaltung interviewten Politiker darin, dass unsere dialogP-Veranstaltung gut vorbereitet war. So sagte Malte Krüger: „Ich fand die Veranstaltung extremst gut gelungen, weil sie sehr, sehr gut vorbereitet war. Sie war also auf jeden Fall unter den Top 5 der besten dialogP-Veranstaltungen, die ich je besucht habe – und ich habe schon sehr viele besucht.”

Auf der Veranstaltung galt es insbesondere, aufmerksam zuzuhören, schnell zu denken und die Äußerungen der Politiker mit den eigenen Argumenten abzuwägen, kritisch und vernetzt zu denken, einander ausreden zu lassen – Dies sind alles Fähigkeiten, die zwar auch im alltäglichen Schulunterricht gefordert sind, die während der Diskussionen jedoch ungewöhnlich intensiv gefordert waren – “ungewöhnlich” zumindest was die Schüler anging, den Politikern hat man die tagtägliche Routine deutlich angemerkt.

Insgesamt hat die Veranstaltung die Gelegenheit geboten, „fundiert mit Politikern ins Gespräch zu kommen” und „als Herausstellungsmerkmal zu Podiumsdiskussionen, Nähe zu den Politikern zu haben“ (Frau Laatsch). Außerdem hat es den erfreulichen Effekt gehabt, “das Thema Landespolitik, was erstmal irgendwie trocken klingt, […] anschaulich hier dann erleben” (Frau von Sobbe) zu können.

 

Mareike Grenzing/Melwin Schmidt