Der Vorsitzende des Schulvereins Christian Fischer im Gespräch mit Philip Schlaffer

Am vergangenen Donnerstag (7. März) lud der Schulverein die Schulgemeinschaft zu einer besonderen Veranstaltung in die Kuhle ein.

Zu Gast war Philip Schlaffer, Ex-Neonazi, Rotlicht-Rocker, Gewalttäter. Der Saal war gefüllt mit 150 gespannten Gesichtern.

Ausgeschmückt mit unterschiedlichsten Emotionen berichtet Philip Schlaffer, wie er als Jugendlicher in die rechte Szene abrutschte, erklärt, wie es möglich ist, als Sohn einer ganz „normalen“ Familie ohne eine schwere Kindheit, sich zu radikalisieren, sich mit Außenseitern zu verbrüdern und Neonazi zu werden. Es wird klar, wie schnell Jugendliche in die falsche Gruppe geraten können und wie aktuell und brisant diese Thematik für unsere gegenwärtige Zeit ist.

Mit Aussagen wie „Ich habe in der Schule gelernt zu hassen“ oder „Ich habe die ganze Stadt terrorisiert“, zieht Philip Schlaffer die Zuhörerschaft in den Bann und geht so mit seiner schrecklichen Vergangenheit und damaligen verstörenden Gefühlswelt offen um. Er erläutert seinen Weg erst in die gewaltbereite Neonazi-Szene, später in die Kriminalität mit Drogen, Gewalt und weiterem Hass. Philip Schlaffer berichtet aber auch über seine Zeit im Gefängnis, über fehlenden Lebensmut und seinen bewegenden Einstieg in sein „zweites, neues Leben“.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde beteiligen sich Schülerschaft, Eltern und Lehrerschaft gleichermaßen.

Fragen, bei denen es u.a. um Holocaust-Leugnung, Reue und Verzeihen, Angst vor den früheren Kameraden und neue Chancen geht, werden vom tief berührten Publikum gestellt. Auch dieser Teil der Veranstaltung wird begleitet von Emotionen, vom Vortragenden und von denen, die an diesem Abend mit dieser krassen Lebensgeschichte konfrontiert werden. Philip Schlaffer steht tapfer Rede und Antwort. Seine Worte bringen uns zum Nachdenken.

Am Ende wird klar: Philip Schlaffer hat es geschafft, den Ausstieg, ein neues Leben. Als liebender Ehemann, Sohn und selbst Vater eines Teenagers. Er hat heute einen gemeinnützigen Verein gegen politischen und religiösen Extremismus. Philip Schlaffer ist Aussteiger, klärt auf, macht Präventionsarbeit und hilft u.a. Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn geraten sind oder zu geraten drohen. Im Juli dieses Jahres wird er gemeinsam mit dem 10. Jahrgang des KGB einen halbtägigen Workshop durchführen.

Der Schulverein bedankt sich bei Philip Schlaffer für seinen Besuch im KGB, für seinen besonderen Vortrag, seine offenen und ehrlichen Worte.

Außerdem sagen wir „Danke“ der Technik-AG des KGB für die reibungslose Unterstützung und der Schulleitung, dafür, dass sie uns die Möglichkeit gegeben hat, diesen Abend zu veranstalten.

Zuletzt möchten wir uns bei all den Teilnehmenden der Veranstaltung bedanken. Ohne die Neugierde, Toleranz und den Zusammenhalt funktioniert unser Schulalltag und unsere Gemeinschaft nicht und kann vielleicht durch solch eine Veranstaltung noch besser werden.

Juliane Fischer