Tischtennis-Team des Kopernikus Gymnasiums setzt nationales Ausrufezeichen in Berlin
Es gibt bei einem Bundesfinale des mit jährlich 800.000 Teilnehmern weltgrößten Schulsportwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ immer Favoriten: Schulen aus Landeshauptstädten oder Metropolen, Sportschulen, Eliteschulen des Sports, Sportinternate. Und es gibt das Kopernikus Gymnasium Bargteheide: Seit über 10 Jahren kontinuierlich für das Finale in Berlin qualifiziert, wo die Siegermannschaften der 16 Bundesländer aufeinandertreffen. Vor allem in der jüngeren Altersklasse (5. bis 8. Jahrgang) gelang es in der Vergangenheit mehrfach, die Großen zu ärgern. Zwei Podestplätze sprangen in den vergangenen 15 Jahren dabei heraus. Doch versteht sich der Wettbewerb auch als Bühne, auf der Talente gescoutet werden, um sie für die Stützpunktschulen und Kaderschmieden der Spitzenverbände oder Bundesligavereine abzuwerben: Heute noch 11-jähriges Talent aus dem Ländlichen in einer mittelmäßigen Schulmannschaft, morgen vielleicht schon Teil im Nachwuchsteam von Rekordsieger von Borussia Düsseldorf um Superstar Timo Boll. Umso beeindruckender ist das, was die 7 Schüler Jonas Kamin, Luca Wagner, Reik Heinrich, Henry Gausmann, Lloyd Nacke, Nick Hansen und Sebastian Schulze Isfort aus dem beschaulichen Bargteheide erreicht haben: Eine Medaille in der Wettkampfklasse der Älteren, der 13- bis 17-Jährigen aus dem 8. bis 11. Jahrgang, die bereits von U-18-Nationalspielern mit teils schon internationaler Erfahrung geprägt wird.
Das junge Team, von denen sogar vier Jungs noch in der jüngeren Altersstufe hätten antreten können, musste kurzfristig den krankheitsbedingten Ausfall seines erfahrensten Spielers verkraften, sodass sich alle Aussichten auf einen vorderen Platz verboten. In der Vorrunde setzte man sich trotzdem knapp gegen die Teams aus Baden-Württemberg und Sachsen durch und legte als Gruppenerster den Grundstein für den späteren Erfolg, da man dadurch dem Nachwuchsteam des Düsseldorfer Seriensiegers im Viertelfinale aus dem Weg gehen konnte, der ohne Satzverlust ebenfalls Gruppenerster in einer der vier Gruppen wurde. Stattdessen wartete die Mannschaft aus Jena als Vorrundenzweiter, die in einem unglaublich engen Duell, in dem man schon 1 zu 3 hinten lag, mit 5 zu 3 bezwungen werden konnte, sodass das Halbfinale lautstark gefeiert werden konnte.
Nun war klar: Das Kopernikus Gymnasium steht drei Eliteschulen des Sports gegenüber, in denen das Unterrichtsfach Tischtennis mit einem Kadertrainer auf dem täglichen Stundenplan verankert ist. Man war krasser Außenseiter. Mit dem Erreichen der Top 4 wurde alles erreicht. Mehr ging nicht. Zeit vielleicht für Experimente. Und so stellte das Trainerteam um Vereinscoach Michael Kamin und Sportlehrer Sebastian Mroz die Mannschaft um, sorgte dafür, dass sie unberechenbarer für den jetzigen und den nachfolgenden Gegner wurde. Der Plan ging auf: Zwar konnte man die teils zwei bis drei Jahre älteren Saarländer der „Eliteschule des Sports“ trotz einiger Achtungserfolge und enger Matches letztlich nicht bezwingen und unterlag, doch hatte Frankfurt anschließend Probleme, sich auf die Athleten der norddeutschen Kleinstadt einzustellen. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Spieler der Frankfurter „Partnerschule des Olympiastützpunktes“ kamen zwar gut in die Partie um Platz 3, doch durch die Motivation, das Top-Team aus der Main-Metropole, den klaren Favoriten, der etwas unerwartet das Finale verpasst hatte, schlagen zu können, gelang Einmaliges. Die Halle spürte, dass hier etwas Außergewöhnliches passierte. Das Finale, welches zeitgleich stattfand, war längst beendet. Der Fokus der Zuschauer lag auf den letzten beiden der insgesamt 64 Platten. Mit einem frenetisch gefeierten 5 zu 2 wurde der bislang größte Erfolg einer schleswig-holsteinischen Tischtennismannschaft auf Schulebene erzielt: Bronze in der Wettkampfklasse 2 der Jungen (Jahrgang 2005-2008) beim Bundesfinale.
Mehr ging nicht. Mehr geht nicht. Oder doch? Die Zukunft sieht gut aus: Die junge Mannschaft kann in der diesjährigen Besetzung auch 2023 wieder antreten. Den anderen Halbfinalisten droht dagegen ein altersbedingter Umbruch. Mit Bronze aus dem Vorjahr dekoriert wird Bargteheide dann neben den Sportschulen wohl zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Es bleibt zu hoffen, dass die Verbindung zum TSV Bargteheide, zur TTG Elmenhorst-Fischbek und zum TSV Schwarzenbek, wo die Spieler trainierten und trainieren, weiterhin so positiv verläuft und sich auch zukünftig junge Talente für diesen Sport und für die JtfO-Schule, das Kopernikus Gymnasium in Bargteheide, entscheiden.
Sebastian Mroz